Es ist ja immer und überall dasselbe. Kaum recken die ersten im Jahr die grünen Köpfchen, kommt schon die Sense. „Aich hun sou en Haaßhonger uff wos Grrroines!“, gurgelt der Nordhesse und sammelt sich ein „Wissegemois“, indessen im Baur au Lac das Espuma vom jungen Wildkraut mit Taubnessel-Millefeuille in der Wachteleierschale gereicht wird. Alles dasselbe, …
Monat: Februar 2019
Buchselbstkritik 17: Himmelberg
Für all die Verdienste um den europäischen, vor allem den deutschen, insbesondere den nordbadischen Weinanbau müsste man diese Familie eigentlich in den Adelsstand erheben. Aber das wurden sie ja längst, vor ein paar Jahrhunderten gar, die zu Hoensbroechs. 1968 haben sie ihr entzückendes Weingut im Angelbachtal gegründet … und weiße Burgunder von bis dato in …
Musikschrank 17: Monteverdi
Zefiro torna, der Südwind kehrt wieder, e di soavi accenti … Erhielte sich von der gesamten abendländischen Kultur nur dies eine Werk, künftige außerirdische Archäologen müssten die Meinung gewinnen, wir wären allesamt Genies voller Zartgefühl, Einfallsreichtum und Witz gewesen. Wie Claudio Monteverdi und Ottavio Rinuccini Frühlingshoffnung zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges hier abbilden, ist ganz …
Musikschrank 16: Hölderlin Brahms
Sprechen wir von Maulbronn, so sprechen wir von Hölderlin, und da ist der gute Brahms nicht fern: Hyperions Schicksalslied … Doch uns ist gegeben, / auf keiner Stätte zu ruhn, / es schwinden, es fallen / die leidenden Menschen / blindlings von einer / Stunde zur andern / wie Wasser von Klippe / zu Klippe …
Buchselbstkritik 16: Aqua Asini
Die einen wallfahrten nach Santiago, die andern nach Poona, dritte wiederum nach Maulbronn. So wie Uwe und ich. Jedes Jahr im frühen Frühling. Wenn der Bärlauch im Boden rumort, im allmählich erwärmten, zwischen Maulbronn-West, einem Western-Bahnhof mitten im Garnichts – und Maulbronn. Wenn die Mittagsglocke läutet, ist die Stunde der Inspiration gekommen. Im Wald. Unter …
Tageskarte 16: Pandorato
Wollten wir uns einmal mehr am Themenrahmen der Buchselbstkritik orientieren, gäbe es heute keine Wahl: Maultaschen. Klassisch oder grün und gefüllt mit Lachs oder … Halt! Wer ruft? 470.117 schwäbische Hausfrauen und 51.683 Hausmänner? Mindestens. Denn alle kennen sie das Rezept. Das einzige. Und alleinseligmachende. Nicht nur einmal war ich zugegen, wenn sich zweie in …
Musikschrank 15: Karlheinz & Friends
„Schee Rührei / in de Haawe nei, / ou des dut sou guud – a h je!“ Pure Lyrik, impressionistisch bis ins äh – Detail, expressiv in der Tonlage: Der Rührei-Song. In diesem Singsang vollbringt die Coverband, was nur den Größten (und das sehr selten) gelingt: einen Gegenstand (Rührei) aus der Alltagswelt 1:1 in den …
Buchselbstkritik 15: Bernem – der Durst war größer als die Angst
„Dem klassischen Fundus der Götter- und Heldensagen sind die im Frankfurter Stadtteil Bornheim beheimateten Protagonisten nicht entstiegen. Doch ihre unverzagten Bemühungen, beim Überleben Anstand zu bewahren, sind allemal honorabel. Von außen erscheint ihr Alltag ein wenig skurril: Die zusammengewürfelten Freunde des (unfreiwilligen) Koordinators Tscharke versammeln sich allabendlich in seiner Wohnung zwecks gemeinsamer Freizeitgestaltung. Wenn sie …
Tageskarte 15: Rettichsalat auf Butterbrot
Nachwirkungen von gestern: Bleiben wir basisch. Literarisch muss ich auf einen noch unveröffentlichten Roman zurückgreifen, der im Frankfurter Stadtteil Bornheim spielt – nicht in der Berger und in den angrenzenden Villenstraßen, sondern rings um den (erfundenen) „Bumbeschwengel“, ortstypisches „Wasserhäusje“, wo es alles gibt, sogar Wasser, das aber kauft keiner, man trinkt Binding, und „die Kinner“ …
Musikschrank 14: Tom Waits
Ein Ton genügte. Was heißt Ton? Ein Laut. Seufzer. Nah am Rülpsen. Blue Valentine … Das fängt so an. Alle, die jemals Kippe rauchend am Neckar oder an irgendeinem anderen kanalartigen Rinnsal eine Nacht lang gesessen hatten, wussten, dass er recht hatte. Tom Waits, der Nicht-Sänger, Nicht-Lügner. Aber Romantiker. Und das wollte etwas heißen.