„Ein Strauß für dich gepflückt“ nennt der bis zu seinem Tod 1973 überwiegend in Heidelberg lebende Komponist eine Liedersammlung, unmittelbar nach den Bombenangriffen auf Frankfurt am Main entstanden. Es ist eine zurückhaltende, übervorsichtige Musik, von der man nicht weiß, ob sie ein Ende oder einen gespenstischen Anfang markiert. Von Knorr gehört zur heiklen Gruppe derer, …
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Buchkritik Woche 5: Wolfszeit
Die Ausbeutung von Geschichte als ethische Lehranstalt für Nachgeborene hat mir schon in der Schule nicht gefallen. Beständig wurde die Formel „Damit so etwas nicht wieder passiert!“ nachgebellt – das kam mir vor wie eine zweite Verhöhnung der Opfer. Sollte ihre Qual jetzt auch noch für irgendetwas gut sein? Eine nette Geste uns gegenüber, mit …
Tageskarte Woche 5: Polpette
Gastrosophisch versierte Gläubige (und weniger Gläubige) behaupten, das kulinarische Zentrum der europäischen Kochkunst liege im jüdischen Viertel in Rom. Unglaublich komplizierte, nur mit Gottvertrauen und jahrhundertelanger Erfahrung nach zu kochende Rezepte sind überliefert, darunter der Polpettone, eine Art Hackbraten de luxe, der in einem aus Truthahn-Karkassen gewonnenen Sud stundenlang gesotten wird. Das trauen wir uns …
Musikschrank Woche 4: Ferruccio Busoni
Wenn schon, dann Evgny Kissin. Der darf die von Busoni bearbeitete Bach-Chaconne aus der Partita in d-moll spielen. Busoni betreffend, stammt die Musik aus einer Phase, die mit anderen Phasen so viel oder wenig zu tun hat wie bei Picasso rosa und blau. Den Gedanken, Busoni selber zu spielen, sollten Laien rasch fallen lassen. Hat …
Buchkritik Woche 4: Albergo Italia. Meine italienische Reise
Saßen Sie vielleicht einmal in Venedig in einem Restaurant, Touristenfalle oder auch nicht, und auf einmal kam ein halblanghaariger Mann auf Sie zugeschossen und flehte Sie an: „Bitte, essen Sie das nicht! Trinken Sie nicht diesen entsetzlichen Wein!“ Sollte Ihnen dergleichen widerfahren sein – Sie waren gewiss noch jung und hatten kein Geld und Italien-Erfahrung …
Tageskarte Woche 4: torta pasqualina
Zugegeben, traditioneller Weise wird diese innen grüne Torte vor allem am Ostermontag gefuttert, da hab ich sie auch gemacht, und auf einmal ist schon wieder Pfingsten. Also fast. Wie reden wir uns da raus? Nun, es geht ja darum, Grünes in irgendeiner Legierung in Teig zu stopfen und dann durchzubacken. Und die Zeit der kleinen …
Tageskarte Woche 3: Eliopitta mit Meze-Plättchen
Am Anfang vieler bedeutender Siege stehen völlig unbedeutende Niederlagen (oder war´s umgekehrt?), das ist bei der Kocherei nicht anders. Niemals, so hatte ich mir in die Hand versprochen, würde ich frisch gebackener Hefeteigbäcker so etwas Schnödes wie Trockenhefe aus dem Päckchen krümeln! Niemals. Man bringt sich ja ums Schönste, diesen urschleimigen Sabsch aus kuhwarmer Milch, …
Buchkritik Woche 3: Veggiestan
Am Anfang vieler bedeutender Siege stehen völlig unbedeutende Niederlagen (oder war´s umgekehrt?), das ist bei Kochbüchern nicht anders. Niemals, so hatte ich mir in die Hand versprochen, würde ich in diesem Jahre noch eins kaufen! Erst mal durchkochen, was da ist. So. Und dann das: Geburtstagsgeschenk für eine Vegetarierin. Eine Buchhändlerin, die meinen Geschmack etwas …
Musikschrank Woche 3: Manos Hadjidakis
Angesichts der heutigen Tageskarte und Buchauswahl fällt uns spontan nur eins ein: Hadjidakis auflegen, einen Zyklus mit Klavierliedern.
Musikschrank Woche 2: Viktor Ullmann
Das Streichquartett Nr. 3 schrieb Viktor Ullmann 1943 unter unvorstellbaren Bedingungen, im Jahr, bevor er ermordet wurde. Wem Webern zu krass und Korngold zu rückwärtsselig ist, darf hier noch weitgehend unerforschte Klangräume betreten.