Die Ausbeutung von Geschichte als ethische Lehranstalt für Nachgeborene hat mir schon in der Schule nicht gefallen. Beständig wurde die Formel „Damit so etwas nicht wieder passiert!“ nachgebellt – das kam mir vor wie eine zweite Verhöhnung der Opfer. Sollte ihre Qual jetzt auch noch für irgendetwas gut sein? Eine nette Geste uns gegenüber, mit …
Kategorie: Buchkritik
Buchkritik Woche 4: Albergo Italia. Meine italienische Reise
Saßen Sie vielleicht einmal in Venedig in einem Restaurant, Touristenfalle oder auch nicht, und auf einmal kam ein halblanghaariger Mann auf Sie zugeschossen und flehte Sie an: „Bitte, essen Sie das nicht! Trinken Sie nicht diesen entsetzlichen Wein!“ Sollte Ihnen dergleichen widerfahren sein – Sie waren gewiss noch jung und hatten kein Geld und Italien-Erfahrung …
Buchkritik Woche 3: Veggiestan
Am Anfang vieler bedeutender Siege stehen völlig unbedeutende Niederlagen (oder war´s umgekehrt?), das ist bei Kochbüchern nicht anders. Niemals, so hatte ich mir in die Hand versprochen, würde ich in diesem Jahre noch eins kaufen! Erst mal durchkochen, was da ist. So. Und dann das: Geburtstagsgeschenk für eine Vegetarierin. Eine Buchhändlerin, die meinen Geschmack etwas …
Buchkritik Woche 2: Da geht ein Mensch
„Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht …?“ Einmal noch verschlägt es Alexander Granach nach Deutschland. Das Risiko ist hoch, er reist aus dem Exil zum Gastspiel in die Hölle. Wie oft schon zuvor spielt er den Shylock, Shakespeare, Kaufmann von Venedig. Da kommt es über ihn. Wie Granach es beschreibt in seinen Lebenserinnerungen „Da …
Buchselbstkritik Woche 1: Dragoner wider das Morgenlicht
KLAPPENTEXT: Im nebelfeuchten Niemandsland zwischen Nordhessen und Niedersachsen vegetiert seit Jahrhunderten eine Großfamilie unbekannter Abstammung vor sich hin. Unbehelligt von der Außenwelt, entwickeln die Sippen-Mitglieder sonderbare Riten. Um ein Stigma abzuwenden, entsendet man den Schweinehirten Kotmüller, den Begabtesten der Familie, in die Großstadt F.: Er soll eine ansehnliche, doch gutherzige Frau heimführen – in der …
Selbstkritik: Die Taugenichts-Therapie
Tja, Leute, was soll ich sagen? Ich bin ein bisschen enttäuscht. Von mir? Hm. Von der eher weniger als mehr selbst ersonnenen Therapieform? Schon. So heilsam wie erwartet haben die 30 Tage von Bulach leider sich nicht ausgewirkt. Ein bisschen? Ja, schon, OK: Ich komm die Treppen in der fünften Stock wieder hoch, ohne mehrmals …
Buchselbstkritik 29: Das Beste aber ist das Wasser
Eine Unternehmensbiografie schreiben? Da hab ich aber Glück gehabt. Denn das Element Wasser ist ja ein dankbares. Nicht auszudenken, hätte Herr E. in den späten 60ern eine Verpackungsfirma gegründet … Aber seine Erfindung veränderte das Pumpengewerbe. Wenige Jahre nach der Tüftelei in einer Garage sehen wir den hochaufgeschossenen jungen Mann über Staustufen in Wüstenstaaten flanieren. …
Buchselbstkritik 28: Mäusejagd im Schlosshotel
Kinder mit Fantasie haben es ja nie ganz leicht. Kaum sind sie eingeschult, wird ihnen eine Art Teilbehinderung attestiert, ohne dass sie den geringsten Nachteilsausgleich für sich geltend machen könnten. Ihr Leiden an einer Welt ohne Könige und Drachen stößt auf Unverständnis, umso mehr, wenn sie ihre privaten Lösungsmechanismen entwickeln und im Schulflur unsichtbare Gegner …
Buchselbstkritik 27: Cuisine Étoilée
Mal stand ich im Regen, mal nächtigte ich in der Fürstensuite, mal lief ich fünfzehn Kilometer durch den Schwarzwald ohne Frühstück, mal wurde ich mit der Equipage abgeholt; in Bad Bubendorf führte ich die Interviews, während zahllose Hauptgänge, Zwischengänge, Vorgänge anrollten und nie für möglich gehaltene Weine mich delektierten, in Brenner´s Park Hotel wartete ich …
Buchselbstkritik 26: Das Mesa-Projekt
„Raubkatzen springen dich an, schwarze Panter. Sie bleiben unkenntlich; die Augen flackern. Du fühlst ihr Fell. Sie riechen: nicht beißend, nicht stechend wie Tiere in Gefangenschaft. Du wirst mitgeschleift. Was für ein Tempo. Der Gang im Zwielicht, es raschelt, es rauscht, vorjähriges Laub fliegt auf. Freiwillig wärst du nie hergekommen. Jetzt öffnet sich ein Raum, …